CEO Dr. Stephanie Hackethal am Jour fixe mit Verwaltungsratspräsident Dr. oec. Arnold Bachmann.
«In meinen ersten hundert Tagen als CEO hat mich die private Nähe der Mitarbeitenden zueinander beeindruckt, man kennt sich und die Familien. Trotzdem ist das ‹Wir Gefühl› im Unternehmen noch verbesserungsfähig: das Miteinander, der Stolz auf unser KSGL, der Respekt vor dem anderen und seiner Arbeit – deshalb haben wir den Kulturwandel mit dem Slogan ‹Mis Spital, dis Spital› eingeleitet.»
Dr. Stephanie Hackethal
CEO und Vorsitzende der Geschäftsleitung
Ein ungewöhnliches Jahr kommt selten allein: Nachdem bereits das Jahr 2020 in die weltweiten Geschichtsbücher einging, folgte mit 2021 ein weiteres Jahr im Zeichen der Covid-Pandemie. Das Berichtsjahr war erneut nicht von einer systematischen Strategieumsetzung, Jahresplanung oder Budgetierung geprägt, sondern von der aktuellen, hochdynamischen Realität dominiert. Als Kantonsspital stellen wir in erster Linie die medizinische Kompetenz für die Region sicher. Dazu gehört nebst einer sorgfältigen Grundversorgung konkret auch die Behandlung von Infektionskrankheiten, wie sie während einer Pandemie auftreten.
Das Kantonsspital Glarus hat viel bewältigen und einiges einstecken müssen. Im zweiten Jahr der weltweiten Gesundheitskrise war die Dynamik aus epidemiologischer Sicht noch immer hoch. Die regulatorischen Bestimmungen änderten sich oft und lösten zahlreiche Folgewirkungen im Berufsalltag der Bevölkerung aus – nicht nur im Gesundheitswesen. Mit der komplexen Verzahnung von Bund, Kantonen und Gesundheitsdienstleistern war eine verlässliche Planung nur punktuell möglich. Die Erfahrung aus dem Vorjahr zeigte uns, dass in einer schweren Krise unter Druck sehr viel möglich ist, wenn Teams gut funktionieren und zusammen für die Bewältigung einer solchen Ausnahmesituation einstehen. Dies gelingt uns dank dem aktiven und engagierten Mitwirken aller Akteure im Kantonsspital immer besser.
Mis Spital, dis Spital – wo wir hinwollen
Jeden Tag engagieren sich über 600 Mitarbeitende persönlich für ihr Spital. Sie respektieren sich gegenseitig, ebenso die Arbeit ihrer Kolleginnen und Kollegen. Dennoch stellen wir eine gewisse Unzufriedenheit im Betrieb fest – das haben Umfragen gezeigt. Die Ergebnisse weisen uns auf einen klaren Handlungsbedarf hin. Es gibt strukturelle und kulturelle Themen, die wir anpacken müssen. Die Pandemie ist zwar nicht an allem schuld, hat aber teilweise Probleme verdeutlicht. Deshalb entwickelte eine Arbeitsgruppe unseren internen Slogan «Mis Spital, dis Spital» als Orientierungshilfe für die kommenden Initiativen zum kulturellen Wandel. Als Geschäftsleitung ist es uns ein grosses Anliegen, die Zufriedenheit aller Mitarbeitenden substanziell zu verbessern, damit sie jeden Tag mit Freude bei der Arbeit für die Bevölkerung da sein können. Denn Glarnerinnen und Glarner sind bei uns für Gesundheitsfragen am richtigen Ort. Unser Kantonsspital ist für alle da. Das halten wir uns stets vor Augen – auch in anspruchsvollen Zeiten. Der Kanton Glarus anerkennt uns als verlässlichen Partner und steht hinter uns. Dieses Wir-Gefühl zeigt, dass wir als grösster Arbeitgeber der Region mehr als nur ein anonymes Spital sind. Mitarbeitende und zuweisende Ärztinnen und Ärzte sind stolz auf unser Spital und erbringen die medizinische Versorgung für die Region in Teamarbeit.
Lernen für die Zukunft
Die letzten Jahre haben uns noch stärker gelehrt, mit Unsicherheiten und ständiger Dynamik umzugehen. Während am Anfang der Pandemie die Ungewissheit und auch die Angst der Mitarbeitenden vor Corona respektive dem Umgang damit im Vordergrund standen, etablierten sich im zweiten Jahr Ruhe und Entspanntheit. Mit der Zeit wussten wir dank der weltweiten Zusammenarbeit der Wissenschaft immer mehr über das Virus. So konnten wir SARS-CoV-2 besser einschätzen und lernten, besser damit umzugehen. Einen grossen Teil der Bevölkerung forderte die persönliche Situation. Homeschooling, Homeoffice – es fand beinahe alles in der privaten Wohnumgebung statt. Das Kantonsspital machte die Erfahrung, dass eine Präsenz vor Ort nicht immer erforderlich ist. So erleichterte zum Beispiel Videotelefonie die Zeit während der Homeoffice-Regelung. Die Erkenntnisse fliessen in die Leistungsgestaltung ein: Insbesondere in der Telemedizin wird die Nachfrage in Zukunft ansteigen. Das bringt in einem ländlichen Einzugsgebiet Vorteile für Patientinnen und Patienten. So kommen wir als Spital auf Distanz schneller in den Dialog, um erste Erkenntnisse über den Gesundheitszustand zu gewinnen. Solche Entwicklungen begleiten wir eng, damit wir zeitgemässe und innovative Leistungen zugleich anbieten können. Dafür brauchen wir in erster Linie motivierte und gut ausgebildete Fachpersonen in ausreichender Zahl. Uns ist es deshalb ein Anliegen, eine Arbeitsatmosphäre bieten zu können, in der sich langjährige Mitarbeitende wohl fühlen und neue Kolleginnen und Kollegen schnell ankommen. Um neue Mitarbeitende und Einsteigerinnen und Einsteiger für Berufe im Gesundheitswesen zu gewinnen, brauchen wir die besten Markenbotschafter – und das sind unsere Mitarbeitenden, wenn sie stolz sind auf unser Kantonsspital.
Kostendruck hält an
So viel ist klar: Im nationalen Vergleich sind wir ein verhältnismässig kleines Spital. Wir bieten eine breite Palette an Behandlungsmöglichkeiten und Therapien an, teilweise in enger Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern in der näheren Umgebung. Das vergangene Geschäftsjahr erlaubte uns keine grosse Angebotserweiterung. Mit guten Ideen wie dem mobilen Testangebot «KSGL bi dä Lüüt» brachten wir aber Dienstleistungen dorthin, wo sie nötig wurden: zu Menschen in Unternehmen, Heimen oder Behörden, aber auch in Restaurants oder an Veranstaltungen. Dank schlanker Prozesse und laufender Optimierung auf der einen und eines umsichtigen Ressourcenmanagements auf der anderen Seite konnten wir die pandemiebedingten Mehraufwände von zwei Millionen Franken tragen, die gegenüber dem Vorjahr bereits gesunken sind. So gehen wir mit der nötigen Zuversicht ins neue Jahr, damit unser Spital für alle da sein kann.
«In solchen Zeiten verfolgen wir unsere Vision weiter, damit wir auch in zehn Jahren ein erfolgreiches und finanziell gesundes Unternehmen sind. Als Gesundheitsdrehscheibe für die Glarner Bevölkerung übernehmen wir Verantwortung für die medizinische Kompetenz in der Region.»
Dr. oec. Arnold Bachmann
Verwaltungsratspräsident